Hinweise für Regelschullehrer*innen
ohne Studium der Sonderpädagogik

Gelegentlich werde ich von Grundschul- und anderen Regelschullehrer*innen gefragt, ob nach der Teilnahme die Tests auch durchgeführt werden dürfen. Als Psychologe steht es mir nicht zu, Verbote oder Erlaubnisse Lehrer*innen zu erteilen. Hauptanliegen der Fortbildungen ist die richtige Anwendung der vorgestellten Testverfahren. Dennoch sind einige Anmerkungen notwendig, die diese Frage beantworten könnten. 

Die Durchführung und Auswertung von standardisierten Testverfahren ist einem Personenkreis mit einer entsprechenden universitären Ausbildung (in Ausnahmefällen außeruniversitären Weiterbildungen) vorbehalten. Kenntnisse in den Grundlagen der Testdurchführung sind also vorhanden. Dieser Personenkreis besteht in der Regel aus Sonderpädagog*innen und Psycholog*innen. Im Rahmen der Inklusion werden zunehmend Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Regelschulen inklusiv beschult, so dass Regelschullehrer*innen vermehrt mit Sonderpädagog*innen zusammenarbeiten, sich mit den Besonderheiten dieser Kinder auseinandersetzen und vor allem auch Fremdberichte (z.B. Testergebnisse) lesen und verstehen müssen. Deshalb sind die Fortbildungen auch für Lehrkräfte ohne sonderpädagogische Qualifikation interessant. 

Es sei darauf hingewiesen, dass die Durchführung von komplexen Testverfahren wie WISC-V, KABC-II, IDS-2 oder gar Persönlichkeitsverfahren durch Regelschullehrer*innen nicht üblich bzw. untersagt ist (z.B. in Ba.-Wü.). Selbst die Durchführung einfacher und 'schneller' Verfahren wie CFT 1-R bzw. CFT 20-R sind dem dafür ausgebildeten Personenkreis vorbehalten. 

Einen guten Hinweis bieten die "Internationale(n) Richtlinien für die Testanwendung" , hier ein Ausschnitt unter der Überschrift "Zentrale Zielsetzung" : 

Ein fachlich kompetenter Testanwender setzt Tests in fachgerechter, angemessener und ethisch korrekter Weise ein und berücksichtigt dabei die Bedürfnisse und Rechte der am Testprozess Beteiligten, die Gründe für die Testung sowie den weiteren Kontext, in dem der Test stattfindet. Um dieses Ziel zu erreichen wird sichergestellt, dass der Testanwender über die notwendigen Fachkompetenzen für die Testdurchführung verfügt sowie über das Fachwissen zu und Verständnis von Tests und ihrer Anwendung, das dem Testprozess zugrunde liegt und ihn durchdringt. 

(mit freundlicher Genehmigung entnommen dem Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation www.zpid.de)

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